„Mensch, Maier“ - Persönliches und politisches Wirken Reinhold Maiers
von Melanie Kögler
Ohne Zweifel war Reinhold Maier ein Politiker, der auch über seine Zeit hinweg große Wirkung hinterlassen hat.
Maier wurde am 16. Oktober 1889 in Schorndorf geboren und verstarb am 19. August 1971 in Stuttgart. Er studierte Jura und trat 1918 nach der Heimkehr vom Ersten Weltkrieg der neu gegründeten linksliberalen DDP bei. Mit 41 Jahren wurde er Wirtschaftsminister von Württemberg und Reichstagsabgeordneter. Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete er als Rechtsanwalt während seine Frau Gerta mit den beiden Kindern nach England fliehen musste. 1945 wurde ihm von der amerikanischen Militärregierung das Amt des Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden übertragen und er beteiligte sich am Aufbau der Demokratischen Volkspartei.
Am 25. April 1952 wurde er zum Ministerpräsidenten des neu gebildeten Bundeslandes Baden-Württemberg gewählt, dessen Landtag er bis 1964 angehörte. Fast fünf Jahre davon war er zudem Bundestagsabgeordneter und Bundesvorsitzender der FDP.
Anlässlich seines 50. Todestages am 19. August haben wir in seiner Heimatstadt Schorndorf mit der Historikerin und Leiterin des Schorndorfer Stadtmuseums, Dr. Andrea Bergler, und dem Maier-Enkel Christoph Daniel Maier darüber gesprochen, was für ein Mensch Reinhold Maier war, welche politischen Überzeugungen seine Laufbahn beeinflussten und welches Erbe er seinen Nachfolgern hinterließ. Die Veranstaltung moderierte der Journalist Peter Schwarz.
Christoph Daniel Maier schilderte, wie sein Großvater für ihn als kleines Kind stets zugänglich gewesen sei. Erst später habe er gemerkt, dass sein Großvater von vielen Menschen geschätzt wurde und welch große politische Bedeutung er hatte.
Reinhold Maier ist auch heute noch sehr präsent im Remstal – das habe auch ein Bevölkerungsaufruf anlässlich einer geplanten Ausstellung gezeigt, bei dem Erinnerungen an den ehemaligen Ministerpräsidenten gesucht wurden, betonte Bergler.
Die Diskutanten waren sich einig, dass der politische Kompass, der Maier gesteuert habe, die Remstalpolitik war. Er war der festen Überzeugung, dass Politik von unten gemacht werden müsse, dass Menschen einbezogen werden müssen. Dabei war ihm wichtig, von den Menschen direkt zu hören, wo „der Schuh drückt“, weswegen er den direkten Kontakt und das Gespräch suchte. Es ging ihm darum – entsprechend des von ihm geprägten Begriffs der Graswurzeldemokratie – die Gesellschaft von unten nach oben aufzubauen.
Maier war ein leidenschaftlicher Politiker, dem es stets wichtig war, zwischen verschiedenen Meinungen einen Konsens zu finden. Er habe sich dabei nicht gescheut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, hielt Christoph Daniel Maier fest.
Als Demokrat war ihm ungeteilte Freiheit als „Entfaltungsmöglichkeit, nicht als Selbstzweck“ wichtig, betonte sein Enkel.
Zum Ende der Veranstaltung stand schließlich die Frage im Raum, ob Reinhold Maier auch in der heutigen Zeit noch „funktionieren“ und als Politiker ähnlich wirkungsvoll sein würde. In der Runde wurde das bejaht – so betonte Dr. Andrea Bergler, dass es zwar damals keine Sozialen Medien gab, jedoch durchaus auch Angriffe z.B. in der Presse und das politische Geschäft schon immer herausfordernd war. Maiers Bemühen um Austausch und Volksnähe hätte er in der heutigen Zeit sicher über moderne Kanäle umgesetzt.
Im Video sprechen Christoph Daniel Maier und Jochen Haußmann MdL, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Reinhold-Maier-Stiftung, darüber, was Reinhold Maier politisch ausmachte und was ihn in der aktuellen Zeit als Politiker auszeichnen würde.