Vorbilder für die liberale Öffentlichkeit
Zum zweiten Mal wurde der Reinhold-Maier-Preis für Verdienste um die liberale Öffentlichkeit verliehen – dieses Mal in Sindelfingen in Kooperation mit der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung.
Dem Preis zugrunde liegt der Gedanke, dass eine liberale Öffentlichkeit von den Ideen, Initiativen, Investitionen und Innovationen einzelner Bürger lebt. Sie ist der Raum für Diskurse über unser Zusammenleben, über Prinzipien und (politische) Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit und über die Prioritäten gemeinsamen Handelns. Dazu braucht die liberale Öffentlichkeit Vorbilder klugen Handelns, beständigen Engagements und unbeirrbarer Dialogfähigkeit.
Die Reinhold-Maier-Stiftung würdigt mit dem Reinhold-Maier-Preis deshalb Menschen, die an ihrer Stelle, in ihrem Engagement oder in ihrem Beruf liberale Öffentlichkeit in besonderer Weise geschaffen, gewährleistet, geschützt oder gefördert haben.
„Freiheit und Verantwortung sind der Kern eines liberalen Selbstverständnisses, das auch jedem bürgerschaftlichen Handeln zu Grunde liegt“, so Dr. Wolfgang Röhm, Seniorverleger der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung in seiner Begrüßung. Für die Zeitung als lokales Medium gehe es darum, die Heimat stets besser zu machen, weswegen bürgerschaftliches Engagement besonders unterstützenswert sei.
Der Vorsitzende der Reinhold-Maier-Stiftung, Jochen Haußmann MdL, ging in seiner Begrüßung darauf ein, dass sich der Reinhold-Maier-Preis auf ein Engagement in der ganzen Breite der Bevölkerung beziehe und damit eng verbunden sei mit Reinhold Maiers Gedanken der Graswurzeldemokratie, nach der es bürgerschaftliches Engagement von unten brauche und die Demokratie zuerst dort sein müsse, da sie sonst auch oben fehle.
Dies ist bei den diesjährigen Preisträgern zweifelsohne gegeben, wie auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Florian Toncar in einer Videobotschaft betonte und deren Mut sowie ihr entschlossenen Handeln hervorhob. Die Preisträger sollten uns allen Vorbild sein, zu überlegen „was kann ich für mein Land tun, bevor ich frage, was kann mein Land für mich tun“, so Toncar.
Die diesjährigen Preisträger aus dem Landkreis Böblingen engagieren sich auf ganz unterschiedliche Weise, es vereint sie aber der unermüdliche Einsatz, der sie zu würdigen Preisträgern macht.
So entwickelte der Apotheker Dr. Björn Schittenhelm während der Corona-Pandemie ein Schnelltestkonzept, das so genannte „Böblinger Modell“. Die breite Teststrategie war ein wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung und half, Freiheiten schneller wieder zu ermöglichen. In seiner Laudatio auf Dr. Schittenhelm betonte Dr. Christian Röhm, Verleger der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung, dass Schittenhelm „in der Corona-Zeit omnipräsent gewesen sei – und das im allerbesten Sinne“. Er war u.a. auch einer der treibenden Initiatoren beim Holzgerlinger Impfmarathon, bei dem an zwei Samstagen etwa 9500 Impfungen verabreicht wurden. Er habe mit seinem Einsatz und seinem Projekt „ein Beispiel gesetzt für eine handlungsfähige Zivilgesellschaft.“. Dabei zeige sich, dass Gutes zu tun und wirtschaftlicher Erfolg keine Gegensätze seien, sondern im besten Fall beides zusammenkomme, so Röhm weiter.
Die Aidlinger Kinderuni FERIA ist ein gemeinnütziger Verein, der Grundschulkindern seit 2007 im Rahmen von Projektwochen eine sinnvolle und kreative Ferienbetreuung bietet und dank des integrativen Ansatzes Kinder und Familien mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenbringt. Der Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer verdeutlichte in seiner Laudatio, dass es – gerade auch in der aktuellen Zeit – für Kinder wichtig sei, Normalität zu schaffen. Dies verdeutlichen auch die hohen Anmeldezahlen. Corona habe FERIA zwar vor große Herausforderungen gestellt, die Organisatoren haben aber motiviert nach Lösungen gesucht, mit denen die Ferienprogramme dennoch durchgeführt werden konnten. Anja Hemming-Xavier, die den Reinhold-Maier-Preis für FERIA entgegennahm, betonte, dass „glückliche Kinder die größte Belohnung für all das ehrenamtliche Engagement“ seien.
Das Waldhaus Hildrizhausen ist eine gemeinnützige GmbH und Sozialpädagogische Einrichtung der Jugendhilfe, die sich seit 1957 in Form stationärer und ambulanter erzieherischer Hilfsprogramme, Jugendberufshilfe und kommunaler Jugendsozialarbeit um in Schwierigkeiten geratene Jugendliche und deren Familien kümmert. Als einen „Innovationstreiber mit ständig neuen Ideen“ bezeichnete Hans-Jörg Zürn, Verlagsleiter und Chefredakteur der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung, das Waldhaus Hildrizhausen bei seiner Laudatio. Die Einrichtung kümmere sich vor allem die Jugendlichen, die keine optimalen Startbedingungen für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben haben und unterstützt diese auf ihrem Weg. Hans Artschwager, der den Preis für das Waldhaus Hildrizhausen entgegennahm, betonte, dass es darum gehe, „Leitplanken zu geben, die nicht einengen, sondern befähigen“.
Die Geschäftsführerin der Reinhold-Maier-Stiftung, Johanna Hasting, richtete in ihrem Schlusswort den Appell an die Gäste, sich einzubringen. Sie betonte, dass unser öffentlicher Raum, der so wichtig ist für den Fortbestand unserer offenen Gesellschaft, immer mehr unter Druck gerate. „Unsere Demokratie und die Pflege gemeinsamer freiheitlicher Räume in unserer Gesellschaft, gegenseitige Unterstützung und der offene Diskurs sind gerade alles andere als eine Selbstverständlichkeit“. Es gehe darum, die Werte der Demokratie zu verteidigen und für diese einzustehen. Jeder kann in seinem individuellen Lebensumfeld Vorbild sein für Dialogfähigkeit, für Offenheit, für Integration und für Teilhabe – diese Aufgabe gilt es für jeden Einzelnen umzusetzen.