Reinhold-Maier-Preis für Verdienste um die liberale Öffentlichkeit

Veranstaltungsbericht26.11.2019Melanie Kögler
Reinhold-Maier-Preis für Verdienste um die liberale Öffentlichkeit
Alle Preisträger des Reinhold-Maier-Preises gemeinsam mit den Laudatoren und VeranstalternReinhold-Maier-Stiftung

In Ravensburg wurde am Donnerstag, 21.11. erstmalig der Reinhold-Maier-Preis verliehen. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Schwäbischen Zeitung statt.

Die Reinhold-Maier-Stiftung würdigt mit dem Reinhold-Maier-Preis Menschen, die in ihrem Engagement oder in ihrem Beruf liberale Öffentlichkeit in besonderer Weise geschaffen, gewährleistet, geschützt oder gefördert haben. Dahinter steckt der Grundgedanke, dass eine liberale Öffentlichkeit von den Ideen, Initiativen, Investitionen und Innovationen einzelner Bürger lebt und sie der Raum ist für Diskurse über unser Zusammenleben, über Prinzipien und (politische) Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit und über die Prioritäten gemeinsamen Handelns. Sie braucht Vorbilder klugen Handelns, beständigen Engagements und unbeirrbarer Dialogfähigkeit.

Dr. Hendrik Groth, Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung, betonte in seiner Begrüßung, dass das Vertrauen in die Demokratie in den letzten Jahren immer mehr abnehme und es Debatten brauche, die gesellschaftliche Spielräume eröffnen können. Der Ravensburger Bundestagsabgeordnete Benjamin Strasser hob in diesem Zusammenhang die Integrationswirkung für unsere Gesellschaft durch Vorbilder für die liberale Öffentlichkeit hervor.

Ausgezeichnet wurden für ihr Engagement die Bürgerinitiative „Im blauen Sessel“, Michael Hetzer, Beiratsvorsitzender des Leutkircher Sensorenherstellers Elobau, und der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl.

Die Laudatio auf „Im blauen Sessel“ hielt Dr. Christopher Gohl, Mitglied des Verwaltungsrats der Reinhold-Maier-Stiftung. Er würdigte die Initiative, die „beispielhaft für so vieles, was wir bei der Reinhold-Maier-Stiftung mit unserem neuen Preis würdigen wollen“ stehe. Gohl stellte die demokratische Öffentlichkeit als „echte kulturelle Leistung, eine moralische und ethische Errungenschaft“ dar: „Unsere Preisträgerinnen und Preisträger tragen in besonderer Weise dazu bei. Das mag für unsere Preisträgerinnen und Preisträger wohl selbstverständlich sein. Keiner von Ihnen tut, was er oder sie tut, um dafür den Reinhold-Maier-Preis zu erhalten. Aber wir leben in Zeiten, in denen das, was Sie für die liberale Öffentlichkeit tun, nicht mehr so selbstverständlich ist. Und wo wir mit unserem Preis sichtbar machen und würdigen wollen, was eigentlich allen Bürgerinnen und Bürgern, egal mit welchen politischen Ideen im Herzen, selbstverständlich sein sollte.“ In Zeiten, in denen die liberale Öffentlichkeit zum Ort eines Kulturkampfes geworden ist, soll der Preis daran erinnern, dass unsere Demokratie die liberale Öffentlichkeit braucht wie der Mensch die Luft zum Atmen. Die Initiative „Im blauen Sessel“, die jährlich eine „philosophisch-literarische Salonnacht“ in Ravensburg veranstaltet, habe sich um die liberale Öffentlichkeit in verschiedenster Hinsicht verdient gemacht, sei es als Begegnungsort der zivilen Begegnung von Fremden, als Werkstätte besseren Zusammenlebens aller Bürgerinnen und Bürger, oder auch als Trainingsgelände sozialer Mobilität des Einzelnen.

Jochen Haußmann MdL, Vorsitzender der Reinhold-Maier-Stiftung, hob in seiner Laudatio Michael Hetzer als „ein Vorbild klugen Handelns, beständigem Engagements und weitblickender Unternehmerverantwortung“ hervor. Als Geschäftsführer habe er Elobau 2016 in eine Stiftung überführt, die sich für Umwelt- und Naturschutz, Nachhaltigkeit, Bildung und Integration einsetzt. Die dahintersteckende „Strategie begründet auf dem Mindset, dass der Wert eines Unternehmens eine gemeinschaftliche Leistung ist“, so Haußmann weiter. Das Modell sorge zudem für die Beteiligung der Beschäftigten und flache Hierarchien. Hetzer sei mit seiner Idee Vorbild für andere und diene bereits als Best-Practice Beispiel für andere Unternehmen sowie Start-Ups.

Der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl wurde von Ludger Möllers, Reporter Seite Drei bei der Schwäbischen Zeitung, geehrt. Gohl werde mit dem Reinhold-Maier-Preis ausgezeichnet, weil er „maßgeblich dazu beigetragen habe, einen jahrelangen Streit in seiner Landeskirche im Sinne der Freiheit beizulegen“. Er habe erreicht, dass sich gleichgeschlechtliche Paare in öffentlichen Gottesdiensten segnen lassen können. Ihn zeichne vor allem seine Offenheit und Toleranz gegenüber Menschen aus und er lehne jede Besserwisserei ab, so Möllers über den Dekan.

Die Verleihung machte anhand der unterschiedlichen Preisträger deutlich, dass in einer Zeit, in der die liberale Öffentlichkeit in unserem Land massiv unter Beschuss ist und der öffentliche Raum und der Fortbestand der offenen Gesellschaft immer mehr unter Druck gerät, es für uns alle mehr denn je gilt, sich einzubringen und Vorbild zu sein für Dialogfähigkeit, Diskurs, Integration, Demokratie und Teilhabe.